Bildschirm- und BĂŒroarbeitsplatz 🔈

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GrundsĂ€tzlich werden BildschirmarbeitsplĂ€tze als belastungsarm eingestuft, wenngleich durch Bewegungsmangel oder VorschĂ€digungen Beschwerden im Bereich des Bewegungsapparates ausgelöst oder verschlimmert werden können. Chronische Erkrankungen des knöchernen und muskulĂ€ren Anteils des RĂŒckens bei BeschĂ€ftigten an BildschirmarbeitsplĂ€tzen spielen jedoch im Hinblick auf das Berufskrankheitengeschehen keine Rolle.

Gleichwohl kommt der ergonomischen Gestaltung von ArbeitsplĂ€tzen eine große Bedeutung zu. Auch Fragen der Beleuchtung, des Raumklimas, der LĂ€rmexposition sowie der Arbeitsorganisation sind bei Planung und Gestaltung von BildschirmarbeitsplĂ€tzen zu beachten.

Körperliche Belastungen

Körperliche Belastungen am Bildschirmarbeitsplatz betreffen in erster Linie den Bewegungsapparat. Sie werden durch folgende Faktoren begĂŒnstigt:

  • UngĂŒnstige Körperhaltung
  • Einseitige Belastung
  • Unzureichende Arbeitsmittel und Arbeitsorganisation

Betroffen sind in erster Linie der Schulter-Arm-Bereich sowie die Halswirbel- und LendenwirbelsĂ€ule. Da der Bewegungsapparat grundsĂ€tzlich örtliche Belastungen durch eine Reihe von Ausgleichsmaßnahmen kompensiert, können Beschwerden auch in anderen Körperregionen auftreten als dort, wo die Belastung einwirkt. Deshalb ist bei der Beurteilung der Beanspruchung von BeschĂ€ftigten durch körperliche Belastungen grundsĂ€tzlich der ganze Bewegungsapparat zu betrachten.

Eine Ursache fĂŒr die Ausbildung von Beschwerden sind Trainings- und BewegungsmĂ€ngel mit einer verminderten AusprĂ€gung der Muskulatur im Bereich des Halte- und Bewegungsapparates. Das Ungleichgewicht zwischen körperlicher Belastung und muskulĂ€rem Trainingszustand Ă€ußert sich meist in muskulĂ€ren Verspannungen und Schmerzen.

Umfangreiche Untersuchungen haben gezeigt, dass sitzende TĂ€tigkeiten grundsĂ€tzlich nicht hĂ€ufiger mit RĂŒckenbeschwerden im Bereich der LendenwirbelsĂ€ule verbunden sind als andere TĂ€tigkeiten. RĂŒckenbeschwerden sind also nicht spezifisch fĂŒr BildschirmarbeitsplĂ€tze, sondern kommen in allen Berufsgruppen vor. Am Bildschirmarbeitsplatz sind nachgewiesene Risikofaktoren fĂŒr das Auftreten solcher Beschwerden psychosoziale Belastungen, fehlende Arbeitszufriedenheit, monotone Arbeitsinhalte, ergonomische Arbeitsplatzdefizite sowie außerberufliche Faktoren. GrundsĂ€tzlich ist es empfehlenswert, ein Bewegungstraining durchzufĂŒhren, dessen Hauptziel es ist, die durch Bewegungsmangel entstandenen Trainingsdefizite auszugleichen. MuskulĂ€re Disbalancen können auf diese Weise beseitigt werden, was zu einer Beschwerdereduktion und Belastungsoptimierung bei BeschĂ€ftigten fĂŒhrt. Eine Reihe von Untersuchungen von bereits erfolgreich etablierten Trainingskonzepten konnte die positiven Effekte auf BeschĂ€ftigte an BildschirmarbeitsplĂ€tzen sehr gut nachweisen.

Ergonomische Gestaltung

Die ergonomische Gestaltung von ArbeitsplÀtzen bedeutet die Anpassung der Arbeit an FÀhigkeiten und Eigenschaften des Menschen.

Unabdingbare Voraussetzung fĂŒr die ergonomische Gestaltung von ArbeitsplĂ€tzen ist die VerfĂŒgbarkeit ausreichend großer FlĂ€chen.

Je Bildschirmarbeitsplatz ist ein FlĂ€chenbedarf von 8 bis 10 mÂČ zu kalkulieren, in GroßraumbĂŒros 12 bis 15 mÂČ. Die realen FlĂ€chen sind wegen erforderlicher Fluchtwegbreiten und BedienflĂ€chen der Möbel oft grĂ¶ĂŸer.

Verkehrswege mĂŒssen bei bis zu 5 Personen mindestens 87,5 cm breit sein und bei 6 bis 20 Personen mindestens 100 cm.

Der Zugang zum eigenen Schreibtisch muss eine Breite von mindestens 60 cm aufweisen.

Ferner sind ausreichende FunktionsflĂ€chen fĂŒr bautechnische Einrichtungen - zum Beispiel Fenster und TĂŒren - sowie ausreichende FlĂ€chen fĂŒr erforderliche Möbel, wie Regale und AktenschrĂ€nke, vorzusehen.

Um eine Fehlbeanspruchung des Muskel-Skelettsystems und Durchblutungsstörungen vorzubeugen, mĂŒssen BĂŒrostuhl und Schreibtisch

  • auf die eigenen Körpermaße angepasst werden können,
  • wechselnde Arbeitshaltungen, z. B. dynamisches Sitzen und Wechsel zwischen sitzender und stehender Position, ermöglichen,
  • einen bewegungsgerechten Beinraum bieten und
  • eine aufgabenorientierte GrĂ¶ĂŸe haben.

GrundsĂ€tzlich mĂŒssen BĂŒromöbel durch

  • gute Standsicherheit,
  • ausreichende StabilitĂ€t bei Gewichtsbelastung,
  • fehlende Quetsch- und Scherstellen fĂŒr Finger und
  • ein geringes Verletzungsrisiko

aufweisen.

Software-Ergonomie

Ziel der Software-Ergonomie ist die Anpassung einer Software an psychische und physische Eigenschaften, Kenntnisse und Gewohnheiten der Benutzenden. Mangelhafte Software-Ergonomie fĂŒhrt zu erhöhtem Ärger, Frustration, zu Fehlern und Zeitverlust. Daher sollte eine Software fĂŒr Benutzende leicht und vor allem ohne unnötigen Aufwand bedienbar sein.

Die Benutzungsschnittstelle orientiert sich an folgenden QualitÀtsmerkmalen:

  • Aufgabenangemessenheit – geeignete FunktionalitĂ€t, Minimierung unnötiger Interaktionen
  • SelbstbeschreibungsfĂ€higkeit – VerstĂ€ndlichkeit durch Hilfen und RĂŒckmeldungen
  • Steuerbarkeit – Steuerung des Dialogs durch Benutzende
  • ErwartungskonformitĂ€t – Konsistenz, Anpassung an das Benutzermodell
  • Fehlertoleranz – unerkannte Fehler verhindern nicht das Benutzerziel, erkannte Fehler sind leicht zu korrigieren
  • Individualisierbarkeit – Anpassbarkeit an Benutzende und Arbeitskontext
  • Lernförderlichkeit – Minimierung der Erlernzeit, Metaphern, Anleitung Benutzender
  • Beleuchtung/Blendschutz/Gutes Sehen

Einfluss auf die Belastung der Augen haben bei der Bildschirmarbeit die Art der Darstellung (positiv/negativ), die ZeichengrĂ¶ĂŸe, die Beleuchtung, der Sehabstand sowie das individuelle Sehvermögen der BeschĂ€ftigten.

Bei der Beleuchtung ist darauf zu achten, dass eine ausrechende BeleuchtungsstÀrke (500 lx) gewÀhrleistet ist und dass durch die relative Anordnung der Lichtquellen zum Bildschirmarbeitsplatz Blendungen, Reflexionen und Schattenbildung weitgehend vermieden werden. Bei BildschirmarbeitsplÀtzen, die in Richtung Fenster weisen, ist ein Blendschutz vorzusehen.

Auch das individuelle Sehvermögen der BeschĂ€ftigten bzw. die Notwendigkeit spezieller Sehhilfen ist zu berĂŒcksichtigen. Hinweise dazu finden sich in der DGUV Information 250-008 “Sehhilfen am Arbeitsplatz” sowie im gleichnamigen Faltblatt.

Raumklima

Gerade an ArbeitsplĂ€tzen, an denen lĂ€ngere Zeit sitzend gearbeitet wird, spielt das Raumklima eine besondere Rolle. Zu niedrige Raumtemperaturen, denen man ĂŒber lĂ€ngere Zeit ohne Eigenbewegung ausgesetzt ist, fĂŒhren leicht zum “Durchfrieren” und damit zu einem GefĂŒhl der Unbehaglichkeit. In BĂŒrorĂ€umen soll die Lufttemperatur mindestens 20°C betragen. Lufttemperaturen bis 22°C werden empfohlen. Die relative Luftfeuchte sollte nicht unter 40 % liegen, um ein Austrocknen der SchleimhĂ€ute und damit Reizungen der Augen und Atemwege zu vermeiden. Auch elektrostatische Aufladungen werden ab diesem Wert vermieden. Je nach Jahreszeit und Lufttemperatur kann eine hohe relative Luftfeuchte ab 60 – 70 % zu einem unangenehmen GefĂŒhl der SchwĂŒle im Sommer oder zu Kondenswasserbildung an OberflĂ€chen im Winter fĂŒhren. Zugerscheinungen werden ebenso als unangenehm und belĂ€stigend wahrgenommen. Derartige Störfaktoren beeintrĂ€chtigen konzentriertes und produktives Arbeiten und können zudem ErkĂ€ltungskrankheiten begĂŒnstigen. Weitere Hinweise zum Raumklima enthalten die DGUV Information 215-520 “Klima im BĂŒro” sowie die BGI/GUV-I 7003 “Beurteilung des Raumklimas”.

LĂ€rm

Der Schalldruckpegel, Beurteilungspegel an BĂŒroarbeitsplĂ€tzen ist so niedrig zu halten, wie es nach der Art des Betriebes möglich ist, um BeeintrĂ€chtigungen der BeschĂ€ftigten zu vermeiden. Auch GerĂ€usche weit unterhalb der Grenzwerte fĂŒr die Entstehung von LĂ€rmschwerhörigkeit können unangenehm und lĂ€stig wirken und dadurch besonders das Konzentrationsvermögen beeintrĂ€chtigen. Laut DGUV Information 215-410 „Bildschirm- und BĂŒroarbeitsplĂ€tze“ soll bei vorwiegend geistigen TĂ€tigkeiten der Beurteilungspegel unterhalb von 55 Dezibel und bei einfachen mechanisierten TĂ€tigkeiten unterhalb von 70 Dezibel liegen. Neben der Vermeidung von LĂ€rmquellen sind auch raumakustische Bedingungen zu prĂŒfen und gegebenenfalls zu verbessern. Weitere Hinweise zum Thema finden Sie in der DGUV Information 215-443 “Akustik im BĂŒro”.

Arbeitsorganisation

Zur PrĂ€vention von Beschwerden und Erkrankungen des Bewegungsapparates durch einseitige körperliche Arbeitsbelastungen sollte versucht werden, ArbeitsablĂ€ufe abwechslungsreich im Sinne einer Mischarbeit zu gestalten, um somit auch einer weiter zunehmenden Bewegungsarmut am Arbeitsplatz entgegenzuwirken. Ideal ist der Wechsel zwischen sitzenden und stehenden TĂ€tigkeiten oder Unterbrechung der reinen Bildschirmarbeit durch NebentĂ€tigkeiten wie z. B. Kopieren. Auch GesprĂ€che mit Kolleginnen und Kollegen können durch Aufsuchen in deren BĂŒro persönlich statt telefonisch gefĂŒhrt werden und so fĂŒr eine Unterbrechung der sitzenden TĂ€tigkeit sorgen.

AusgleichsĂŒbungen

AusgleichsĂŒbungen helfen kleine Pausen in den Arbeitsalltag einzubauen und sich aus der körperlichen Zwangshaltung am Bildschirmarbeitsplatz zu lösen. Sie sorgen fĂŒr Entspannung der Muskulatur und Entlastung des gesamten Halte- und StĂŒtzapparates. Anleitungen fĂŒr zahlreiche EntspannungsĂŒbungen finden Sie auf der Seite “Bewegung im BĂŒro” der Verwaltungsberufsgenossenschaft (VBG). Einfache AusgleichsĂŒbungen und Bewegungsgeschichten werden auch in der BGW Info „Muntermacher“ dargestellt.

Stand: 05/2023
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