Sportarten im Rettungsdienst

RW Sportarten im Rettungsdienst

Im Rettungsdienst ist Rückengesundheit ein besonders wichtiges Thema. Mitarbeitende sind täglich hohen physischen Belastungen ausgesetzt, vor allem durch Heben und Tragen von Patientinnen und Patienten. Dies führt nicht selten zu Rückenbeschwerden, die langfristig zu chronischen Problemen führen können. Anders als bei der Feuerwehr, wo Betriebssport häufig in den Dienstalltag integriert ist, fehlen im Rettungsdienst oft sowohl die Zeit als auch die räumlichen Kapazitäten für sportliche Aktivitäten während der Arbeitszeit. Umso wichtiger ist es, präventive Maßnahmen in den Alltag zu integrieren. Doch welche Sportarten sind geeignet, um die Rückengesundheit zu fördern? Und welche strukturellen Veränderungen könnten helfen, die Situation zu verbessern?

Geeignete Sportarten für den Rettungsdienst

Die ideale Sportart für Rettungsdienstmitarbeitende sollte sowohl die Rückenmuskulatur stärken als auch die allgemeine Beweglichkeit fördern. Dabei ist es wichtig, auf eine gute Mischung aus Kraft- und Beweglichkeitstraining zu setzen, um muskuläre Dysbalancen auszugleichen und die Belastbarkeit zu erhöhen.

Rückenschule und funktionelles Training

Eine gezielte Rückenschule, wie sie auch in der Broschüre "Fit im Rettungsdienst" (PIN73) empfohlen wird, ist ein idealer Einstieg. Dabei handelt es sich um Übungen, die speziell darauf abzielen, die Rückenmuskulatur zu stärken und die Wirbelsäule zu entlasten. Funktionelles Training geht noch einen Schritt weiter: Es umfasst Bewegungsabläufe, die den gesamten Körper stabilisieren und gleichzeitig die für den Rettungsdienst typischen Bewegungen (z. B. Heben und Tragen) trainieren. Besonders hilfreich sind dabei Übungen wie Planks (Unterarmstütz), Kreuzheben und Kniebeugen, die eine starke Körpermitte fördern.

Schwimmen

Schwimmen ist eine der besten Sportarten für die Rückengesundheit. Es entlastet die Wirbelsäule und kräftigt gleichzeitig fast alle Muskelgruppen des Körpers. Der Wasserdruck sorgt für eine natürliche Massage des Rückens, was muskuläre Verspannungen löst. Besonders Rücken- und Brustschwimmen bieten eine sanfte, aber effektive Möglichkeit, die Rückenmuskulatur zu stärken und die Wirbelsäule zu entlasten.

Yoga und Pilates

Sowohl Yoga als auch Pilates legen den Fokus auf die Stabilität der Körpermitte (Core), die Flexibilität und eine bewusste Körperhaltung. Diese Trainingsmethoden fördern nicht nur die Beweglichkeit der Wirbelsäule, sondern auch die Fähigkeit, eine ergonomisch korrekte Haltung einzunehmen – was im Rettungsdienst, besonders beim Heben, von enormer Bedeutung ist. Studien zeigen, dass bereits kurze, regelmäßige Yoga-Einheiten helfen können, Rückenbeschwerden zu reduzieren.

Fahrradfahren

Radfahren ist ein gelenkschonender Ausdauersport, der bei moderater Belastung gut für den Rücken sein kann. Wichtig ist hier allerdings die richtige Haltung: Ein zu stark gekrümmter Rücken, wie er oft bei sportlichen Rennrädern vorkommt, ist weniger empfehlenswert. Ein aufrechter Sitz auf einem City- oder Mountainbike ist besser geeignet, um die Rückengesundheit zu unterstützen.

Sportarten, die eher ungeeignet sind

Einige Sportarten können bei Rückenproblemen oder hoher Rückenbelastung kontraproduktiv sein:

  • Joggen auf hartem Untergrund
    Laufen kann bei untrainierten Personen zu einer erhöhten Stoßbelastung auf die Wirbelsäule führen. Besonders bei Rückenbeschwerden ist Joggen auf Asphalt zu meiden, da Erschütterungen negativ auf Bandscheiben wirken.
  • Kraftsport mit schweren Gewichten
    Unsachgemäßes Heben schwerer Gewichte, vor allem ohne professionelle Anleitung, kann den Rücken stark belasten. Übungen wie Kreuzheben oder Kniebeugen mit schweren Gewichten sollten nur unter professioneller Anleitung und bei perfekter Technik durchgeführt werden.
  • Sportarten mit abrupten Bewegungen
    Sportarten wie Tennis oder Squash, die schnelle Drehungen und abrupte Bewegungen erfordern, bergen ein hohes Verletzungsrisiko für den Rücken.

Strukturelle Veränderungen für eine bessere Rückengesundheit im Rettungsdienst

Da im Rettungsdienst kein Betriebssport während der Dienstzeit wie bei der Feuerwehr möglich ist, sind andere Ansätze nötig, um die Rückengesundheit der Mitarbeitenden zu fördern.

Bewegungspausen

Da unterschiedliche Voraussetzungen bestehen, den Mitarbeitenden ein Rückentraining zu ermöglichen, hat die Unfallkasse NRW ein praxisbezogenes Trainingsprogramm entwickelt. Das Training kann ohne großen Aufwand und Platzbedarf am Arbeitsplatz durchgeführt werden. Es sind lediglich eine Trainingsmatte und ausreichender Platz erforderlich. Die Unfallkasse NRW bietet Seminare an, in denen Interessierte als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ausgebildet werden, um Kolleginnen und Kollegen zu motivieren und anzuleiten. Wird das Training mit Zustimmung des Unternehmers während der Arbeitszeit durchgeführt, besteht gesetzlicher Unfallversicherungsschutz. Die Dauer dieses Trainings beträgt zwischen 15 und 20 Minuten. Die Durchführung wird in der Broschüre „Fit im Rettungsdienst“, PIN 73 ausführlich beschrieben. Hilfreich sind die in der Broschüre beigefügten Übungskarten.

Kooperation mit Fitnessstudios

Rettungsdienstmitarbeitende könnten von Kooperationen mit lokalen Fitnessstudios oder Physiotherapiezentren profitieren. Mit vergünstigten Mitgliedschaften oder gezielten Rückenkursen hätten sie die Möglichkeit, außerhalb der Dienstzeiten an ihrer Rückengesundheit zu arbeiten. In der Broschüre „Fit im Rettungsdienst“ wird betont, wie wichtig es ist, nicht nur während der Arbeit, sondern auch im Alltag auf eine starke und flexible Rückenmuskulatur zu achten.

Online-Sportprogramme

In Zeiten von digitalem Arbeiten könnten Online-Sportprogramme eine gute Alternative sein. Sie ermöglichen es Mitarbeitenden, unabhängig von Ort und Zeit an Rückentrainingskursen teilzunehmen. Es gibt mittlerweile viele spezialisierte Programme, die auf besondere Anforderungen im Rettungsdienst abgestimmt sind.

Ergonomisches Arbeiten

Neben sportlichen Aktivitäten sollte auch die ergonomische Gestaltung des Arbeitsumfelds in den Fokus rücken. Schulungen zur richtigen Körperhaltung und Hebetechnik könnten hier ebenfalls einen wichtigen Beitrag leisten.

Fazit

Rückengesundheit im Rettungsdienst kann durch eine Kombination aus gezieltem Training und strukturellen Maßnahmen nachhaltig verbessert werden. Funktionelles Training, Schwimmen, Yoga und Pilates bieten ideale Voraussetzungen, um die Rückenmuskulatur zu stärken und die Beweglichkeit zu fördern. Es ist jedoch genauso wichtig, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen, die es Mitarbeitenden ermöglichen, diese Aktivitäten in ihren Alltag zu integrieren – sei es durch kurze Bewegungspausen, Kooperationen mit Fitnessstudios oder digitale Sportangebote. Nur so kann langfristig die Belastung des Rückens im Rettungsdienst reduziert werden, wie auch die Broschüre „Fit im Rettungsdienst“ betont.

Stand: 11/2024
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