RW Muskel-Skelett-Belastungen - Beispiel zur orientierenden Gefährdungsbeurteilung
Fürs beispielhafte Ausfüllen der Checkliste zur Erfassung von Muskel-Skelett-Belastungen (siehe DGUV-Information 208-033) begeben wir uns auf eine kleine Rettungswache im ländlichen Raum Ostwestfalens (Beispielrettungswache).
Exemplarische Checkliste: Belastungen des Muskel-Skelett-Systems
Es handelt sich hierbei um eine sehr kleine Wache mit nur einem Rettungstransportwagen (RTW), welcher allerdings 24/7 vorgehalten wird. Auf Grund der exponierten Lage fährt der RTW an der Beispielrettungswache ausschließlich Notfalleinsätze und kommt auf eine statistische Auslastung von 1,0 Einsätzen/24h. In der Beispielrettungswache fallen keine weiteren Tätigkeiten mit Relevanz für die Beurteilung der Belastungen des Muskel-Skelett-Systems an.
Eingesetzt wird eine 2-köpfige Fahrzeugbesatzung, welche sowohl aus weiblichen wie männlichen Mitarbeitenden besteht.
Für die vorgehaltene Ausrüstung im Fahrzeug wurden folgende Gewichte ermittelt:
Notfallrucksack | ca. 15 kg |
Sauerstofftasche | ca. 5 kg |
Absaugpumpe | ca. 2 kg |
Defibrillator | ca. 8 kg |
Schaufeltrage | ca. 8 kg |
Vakuummatratze | ca. 8 kg |
Rettungsstuhl | ca. 15 kg |
Fahrtrage mit Rollboard | ca. 70 kg |
Nach dem morgendlichen Check erfolgt folgende Alarmierung:
Notfalleinsatz: Patient desorientiert, verwaschene Sprache.
Der Einsatzort ist ein Einfamilienhaus. Von einer älteren Angehörigen in Empfang genommen, wird die Besatzung ins erste Obergeschoss geleitet und trifft hier den ca. 70-jährigen Patienten im Bett liegend an. Da es sich um einen Alarmeinsatz handelt, hat die Besatzung das gesamte notfallmedizinische Equipment mit zum Patienten genommen (je ca. 15 kg, 30 m Fußweg zum Patienten, 1. Stockwerk über Treppe).
Nach eingehender Untersuchung des Patienten besteht Verdacht auf Apoplexie im Zeitfenster bei Symptombeginn vor etwa 60 Minuten. Da sich beim Patienten eine Hemiparese links entwickelt hat und eine Falltendenz zu dieser Seite besteht, erscheint nur der liegende Transport aus dem Gebäude als gangbare Option. Aufgrund der Zeitkritik des Krankheitsbildes ist die Nachalarmierung von zusätzlichen Kräften zwecks Tragehilfe nicht vertretbar. Man entscheidet sich für die Schaufeltrage als Mittel der Wahl. Entsprechend begibt sich der Fahrer mit Sauerstofftasche und Absaugpumpe (beim Patienten nicht mehr benötigt) zurück zum Fahrzeug (7 kg Retour) und bereitet den Transport vor. Hierfür werden Fahrtrage (70 kg) und Schaufeltrage (8 kg) aus dem RTW entnommen und vor der Haustür bereitgestellt, respektive zum Patienten gebracht.
Es erfolgt der liegende Transport des ca. 80 kg schweren Patienten, welcher zuvor im Bett auf die Schaufeltrage gelagert wurde, treppab bis auf die Fahrtrage (zu tragendes Lastgewicht ca. 45 kg pro Besatzungsmitglied in Kombination mit ungünstigen Körperhaltungen beim Transport über die Treppe). Nachdem der Patient auf der Fahrtrage gelagert und gesichert ist, erfolgt das Verbringen in den RTW (einladen der ca. 150 kg schweren Trage gegen schiefe Ebene ins Fahrzeug). Der Beifahrer kehrt in die Wohnung zurück, um den noch dort verbliebenen Defibrillator sowie Notfallrucksack zu holen (ca. 23 kg, 30 m Fußweg zum Fahrzeug, 1. Stockwerk über Treppe). Am Krankenhaus eingetroffen, erfolgt das Entladen der Trage aus dem Fahrzeug, die Übergabe in der ca. 30 m Fußweg entfernten Notaufnahme sowie das Umlagern auf die krankenhauseigene Patiententransportliege.